Erfahrungsbericht zu einem Vipassanaretreat mit Julia Harfensteller:
„Julia konzentriert sich auf das Wesentliche in der Praxis – die innere Transformation. Formalitäten und Ritualisierung spielen in ihrem Ansatz keine Rolle. Dieser klare Fokus ohne Ablenkung fordert einen dazu heraus, sich selbst anzuschauen, das Festhalten an Konzepten loszulassen und im Hier und Jetzt anzukommen.
Während des Retreats gab es Angebote für geleitete Meditationen, und Dharma-Talks – nichts davon obligatorisch. Auch war ein großer Anteil der Praxis während des Tages selbst-geleitet. Das hat viel Raum für Selbstbeobachtung von Denkmustern gegeben, gerade im Umgang mit Desorientierung und dem Gefühl auf sich selbst gestellt zu sein.
Julia stand jedoch auch immer für Einzelgespräche zur Verfügung. Diese haben mir besonders dabei geholfen, meine Erfahrungen besser zu verstehen und mehr in die Subtilitäten des Erfahrbaren einzutreten.
Um ein konkretes Beispiel zu geben, haben mich negative Glaubenssätze daran gehindert mich in sozialen Kontexten wohl und dazugehörig zu fühlen. Durch Julias‘ Perspektiven und Tipps konnte ich mehr und mehr erkennen welche Gedanken und Körperempfindungen solche Zustände auslösen. Dadurch konnte ich lernen, präventiv zu arbeiten und schon vor dem völligen Einsetzen eines solchen Zustandes Alarmsignale zu erkennen und dann durch das Kultivieren heilsamer Gefühle diesem negativen Muster entgegenzusteuern.
Unser Erleben ist viel formbarer und veränderbar als wir es uns vorstellen können. Festgefahrene Denk- und Verhaltensmuster sind auflösbar, wenn wir ihre Einzelteile (Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen) wahrnehmen und somit die konstruierte, unfeste Natur dieser Muster erkennen und uns dadurch einer tieferen Ebene außerhalb des Denkens verbinden können. Dieser Bereich des Bewusstseins hat Julia, wie ich finde sehr zutreffend, als ein Gefühl des “grundlegenden in-Ordnung-Seins” („basic o.k.ness“) beschrieben.
Zudem habe ich mich darin geübt die Funktionsweise des Geistes zu beobachten. Dieses Beobachten hat mir dazu verholfen das Phänomen von Angst und Sorge zu dekonstruieren. Die sorgenvollen Gedanken und Gefühle sind a) auf Informationen aus der Vergangenheit basierend und b) wurden durch das Filter des konditionierten Geistes interpretiert. Aus diesem Grund basieren diese Gedanken nicht auf Fakten und sind in keiner Weise konstruktiv. Es ist gemütlich sich Sorgen zu machen, weil es altgewohnt und festgefahren ist, es einem ein Gefühl von Kontrolle und Produktivität gibt. Jedoch zwang mich die Einsicht über die illusorische und destruktive Natur solcher Gedanken aus dem Sorgenmodus heraus und dazu mich mit der Realität zu konfrontieren – und zwar, dass ich keine Sicherheit und Kontrolle über irgendetwas haben kann. Mir bleibt nur übrig mich mit Ungewissheit anzufreunden. Das Akzeptieren von Ungewissheit öffnet die Möglichkeit eines Zustandes der offen, voller Flexibilität, Wachsamkeit, Energie und auch Lebensfreude ist. In diesem Zustand gibt es nur wenige Gedanken, sie fühlen sich eher weiter weg und zweitrangig an. Ich kann mit anderen besser interagieren und konstruktiver auf Unerwartetes reagieren.
Heute, mehrere Wochen nach dem Retreat, begleiten mich die Inspirationen, Denkanstöße, Erfahrungen und Einsichten, die ich im Buddhistischen Haus gemacht habe, noch immer. Ich kann besser zwischen verschiedenen Zuständen unterscheiden und habe eine Distanz gegenüber Gedanken und Gefühlen schaffen können, die mir hilft, mich nicht in diesen zu verfangen und somit mit mehr Klarheit, Sicherheit und auch Freude durch den Alltag zu gehen.
Ich würde allen, die sich selbst und die Natur des Geistes besser kennenlernen wollen, ein Retreat mit Julia empfehlen.“ (Olivia)