Die Wirkung von Musik auf Mensch und Gesundheit

Die Effekte von Musik auf Mensch und Gesundheit werden von verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unter die Lupe genommen.  So erforschen Medizin und Psychologie die Auswirkungen von Musik auf Körper, Emotionen und Psyche. Spezielle Teildisziplinen der Psychologie wiederum, etwa die Psychoakustik, Psychophysiologie und  die Neurowissenschaften, beschäftigen sich mit der Reizverarbeitung von akustischen Signalen im Gehirn.

Heilgesang Studie SAGE Institut Berlin
Wie wirkt Musik?

Musik wirkt sich auf verschiedenste Bereiche von Körper und Geist und Gesundheit aus. Was die Forschung  beispielsweise nachgewiesen hat:

  • Musik beeinflusst Gehirnprozesse und -funktionen. So sind beispielsweise spezifische Gehirnbereiche wie das „corpus callosum“  bei Musikliebhabern und Musikern besonders ausgeprägt (Trapp 2017).  
  • Unser Körper und körperliche Funktionen wie Herzfrequenz, die Atmung, oder Körperspannung werden durch Musik beeinflusst, wie eine Vielzahl von Studien berichtet. Das gilt leider auch für den Einfluss von „unmusikalischem“ Lärm. Dieser kann unter anderem zu Kopfschmerzen, Schlafproblemen, erhöhter Reizbarkeit und zu Bluthochdruck führen (Leventhall 2003).
  • Auch emotional „schwingen“ wir mit Musik mit. So wies eine jüngere Studie an 94 Probanden nach, dass „Lieblingsmusikstücke“ tendenziell Freude und Erregung stimulieren, während klassische Musik tendenziell Ruhe und Entspannung fördert (Lynar 2017).
Musik als Geburtshilfe

Mehrere Studien untersuchen die Auswirkungen von Musik während der Schwangerschaft und bei der Geburt. Dabei wurde nachgewiesen, dass Musik während der Schwangerschaft Ängste mindern hilft und die Entspannungsfähigkeit verbessert. Im Kreißsaal kann Musik entspannend, schmerzlindernd und stressreduzierend wirken  (Wulff 2017).

 

Musik mindert Stress

Verschiedene Studien berichten, dass Musik sich auf das menschliche „Stress-System“ auswirkt.  In einer jüngeren Studie von Thoma et al. (2013) wurden 60 Testpersonen einem standardisierten Stresstest unterzogen. Vor dem Stresstest erhielten die Testpersonen entweder Entspannungsmusik, das Geräusch von plätscherndem Wasser oder keinerlei akustische Stimulation. Ergebnis: Die Testpersonen der Entspannungsmusikgruppe wiesen nach dem Stresstest signifikant weniger Stresswerte (Cortisol) im Blut auf  als die Teilnehmer der anderen Gruppen (Thoma 2013).

 

Musik hilft bei Erkrankungen

Die Auswirkungen von Klängen und Musik werden insbesondere im Rahmen der Musiktherapie untersucht. Klinische Studien weisen auf positive Effekte  bei verschiedenen Erkrankungen hin. Von Augenerkrankungen, Depressionen, Demenz, über Krebs bis hin zu Tinnitus, soweit reicht das Spektrum an medizinischen Untersuchungen. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Studien in diesem Bereich bisher nur anhand kleinerer Fallzahlen untersucht wurden und nur begrenzt verallgemeinerbar sind.

 

Von Heilgesang bis zum Wasserplätschern…

Verschiedene Arten von akustischen Reizen wirken auch unterschiedlich auf den Einzelnen (Lynar 2017). Im Rahmen der Musiktherapie werden biespielsweise rhythmische Klänge, klassische Musikstücke oder Enspannungsmusik verwendet.  Allerdings besteht hierzu noch viel Forschungsbedarf. Wenig erforscht wurde bisher die Wirkungsweise von Heilgesang, („vocal sound healing“). Eine erste Pilotstudie an der Universität Canada, in welcher Teilnehmende einer Heilgesangsintervention auf ihre Erfahrungen hin interviewt wurden, gibt einen interessanten Ausblick auf möglichen Wirkungen hin: die Verbesserung körperlicher und emotionaler Spannung, positivere Gedanken, tiefe Einsichten in Bezug auf die eigene Lebenssituation und Veränderung von Problemwahrnehmungen (Snow 2011).

Musiktherapie SAGE Institut

Autorin: Dr. Julia Harfensteller

Aktualisiert am: 13.07.2023

 

Quellen

Leventhall G, Pelmear P, Benton, S (2003): A Review of Published Research on Low Frequency Noise and its Effects. UK Department for Environment, Food and Rural Affairs (Review).

Lynar E, Cvejic E, Schubert E, Vollmer-Conna U. (2017): The joy of heartfelt music: An examination of emotional and physiological responses. International Journal of Psychophysiology 2017;120:118-125.

Snow S (2017): Healing through Sound: An Exploration of a Vocal Sound Healing Method in Great Britain Montreal, Quebec, Canada: Concordia University
2011. (Veröffentlichte Doktorarbeit)

Thoma MV, La Marca R, Brönnimann R, Finkel L, Ehlert U, Nater UM (2013): The effect of music on the human stress response. PLoS One 2013;8(8):1-12.

Trappe, H (2017): Musik und Herz: Was ist gesichert, was nicht, was ist neu?: What is verified, what is not, what’s new? Der Kardiologe 2017;11:486–496.

Wulff V, Hepp P, Fehm T, Schaal NK (2017): Musik in der Geburtshilfe: eine Interventionsmöglichkeit zur Anspannungs-, Schmerz- und Stressreduktion. Geburtshilfe und  Frauenheilkunde 2017;77:967-975.

 

Fotos: Jon Tyson/Unsplash; Marius Masalar/Unsplash; Terry Vlisidis/Unsplash