Zur Geschichte des „Labeling“
Die Technik des mentalen „Benennens“ oder „labeling“ ist ein Merkmal der Vipassana-Praxis und wurde vom Vipassana-Meister U Narada (1968-1955) aus Burma entwickelt. Dieser Ansatz wurde insbesondere von seinem Schüler Mahasi Sayadaw weiterverbreitet.
Über die Technik
Das Hauptmittel dieser Methode „sind die »Etiketten« (labels), im Geist aufblitzende Vermerke oder »Notizen« (notes) – spontan enttehende Begriffe des direkten Erfassens der Wirklichkeit.
Die körperlichen und geistigen Prozesse werden mit ihrer Hilfe in dem Moment, wo sie ablaufen, wie mit einem blitzlicht (flash) oder Punktscheinwerfer (spotlight) kurz beleuchtet. Mahasi Sayadaw unterscheidet zwischen dem nichtbegrifflichen »Bemerken« (noticing) und dem begrifflichen »Notieren« (noting), dem das Bemerken unbewußt vorangeht. Wenn einmal die reine Bewußtheit des Bemerkens voll etabliert ist, wird das Hilfsmittel des Notierens überflüssig und fällt einfach weg. Jene Blitzlichter gelten als Funktion der Intuition, nicht des nachdenkenden Verstandes. Aber es wird betont, daß »Intellektuelle« durch das Benennen ihre Tendenz zur Reflexion sehr gut in eine unmittelbare Achtsamkeit oder Intuition umwandeln können. Denn der Ansatz benutze deren große Stärke, das Talent zum Analysieren und eine schnelle Auffassungsgabe“ (Gruber 2001: 109-110)
Quellen:
Gruber, Hans (2001), Kursbuch Vipassana. Wege und Lehrer der Einsichtsmeditation. 2. Auflage ed. Frankfurt am Main: Fischer.