Die Sīla – Übungsregeln aller Meditierenden

In den meisten buddhistischen Meditationszentren wird von den Meditierenden die Einhaltung von ethischen Regeln, den sogenannten „Sīla“ verlangt. Sīla (sprich „siela“) bedeutet auf Pali soviel wie „Gebot“.

Die Sīla  sind weder ein moralisches Gesetz noch ein religiöses Ritual, auch wenn sie mancherorts rituell vor Beginn eines Retreats als Chanting gesungen werden. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Art festen Vorsatz, den sich Meditierende vor einem Retreat machen. 

Ethisches Verhalten, verstanden als bewusste Selbstbegrenzung zum Zwecke der Übung, stärkt Vertrauen in sich selbst. Authentisches Selbstvertrauen wiederum ist ein wichtiges Fundament für die Achtsamkeitspraxis. Viele Meditierende empfinden diese Regeln aus der mönchischen Tradition als unterstützend für die innere Sammlung und Bewusstseinsklarheit. 

Die 8 Sīlas:

  1. Sich enthalten, einem Lebewesen Schaden zuzufügen oder Leben zu nehmen
  2. Sich enthalten, von dem zu nehmen, was dir nicht gehört oder was nicht ausdrücklich angeboten wurde (z.B. Essen).
  3. Sich enthalten, Dinge von anderen erzwingen zu wollen (Besitzansprüche an andere stellen, ihnen die eigenen Erwartungen und Wünsche aufzudrücken)
  4. Sich verletzender und unnötiger Worte sowie Lügen zu enthalten
  5. Verzicht auf Rauschmittel und Substanzen, die den Geist vernebeln (Alkohol, Marihuana und psychoaktive Substanzen)
  6. Verzicht auf Essen zu unpassenden Zeiten (nach der Mittagsmahlzeit. Danach ist nur die Einnahme flüssiger Nahrung erlaubt: Suppe, Tee, zuckerhaltige Getränke)
  7. Verzicht auf unnötige Ablenkung und Unterhaltung (Medienkonsum, Telefonieren, Bücher lesen), Selbstverschönerung und Schmuck (einschließlich Make-up sowie das Tragen enganliegender und aufreizender Kleidung wie etwa Tanktops und Hotpants) 
  8. Verzicht auf einen luxuriösen Schlafplatz

Für die Teilnahme an allen Kursen des SAGE-Instituts sind die ersten fünf Regeln verpflichtend, insbesondere der Konsum von Drogen.

Bei Seminaren, welche die Einhaltung aller 8 Regeln zur Teilnahmebedingung haben, wird dies in der Seminarankündigung explizit erwähnt. Bei Seminaren, die unter den 8 Übungsregeln laufen, gibt es meist kein Abendessen oder nur einen kleinen Abendsnack (Suppe, Knäckebrot, o.ä.). Eine Ausnahme gilt für Teilnehmende mit einer Erkrankung: Für diese wird eine Mahlzeit zur Verfügung stehen.